Wir bleiben noch ein bisschen in Schottland! Nach „Rapunzels Reisebericht“ wurde ich nämlich gefragt, wo ich denn dieses Theaterstück gefunden habe.
Ja, da kann ich leider keine Quelle nennen. Denn das Stück haben wir selbst entwickelt - extra für diesen Auftritt.
Die Kinder kamen schon am Anfang des Schuljahres mit festen Vorstellungen, welche Figur sie nähen und spielen wollen. Dass da ein kleines trauriges Seeungeheuer, eine Giraffe aus dem Zoo und Rapunzel zusammentreffen sollten, ließ sich schon spannend an!
Wir tasteten uns also langsam heran…
Um ihre Puppe den anderen vorzustellen, schrieben die Kinder Steckbriefe, machten Skizzen und spannen Geschichten, was ihre Figur alles erleben könnte!
Die vielen guten Einfälle versuchte ich dann in eine Handlung zu bringen. Das war eine knifflige Angelegenheit, denn die Kinder wünschten sich natürlich, dass die beschriebenen Vorlieben der Figuren mit dabei vorkamen – und gleichzeitig war es mir wichtig, dass die entstehenden Rollen möglichst gleichwertig sind und zu den Charakteren der Kinder passten – oder auch ein paar Eigenschaften herauslockten!
Da aber nicht alle Ideen zueinander - und in eine einzige Geschichte - passten, waren Kompromisse nötig und jeder musste ein Stück seiner Wünsche zurückstellen. Nach dem Lesen der ersten Variante kamen uns noch neue Ideen zum Handlungsort und -ablauf, so dass noch eine Zweit- und eine Drittversion entstanden…
Und dann wurde aus dem Abenteuer in Prosaform ein Theaterstück mit neun Rollen – wobei ich immer im Hinterkopf hatte, dass gleichzeitig alle neun Kinder hinter der Puppenbühne ein heilloses Chaos bedeuten könnten und deshalb möglichst immer nur ein Teil der Figuren sichtbar sein durfte.
Nur beim Finale traten natürlich alle auf, und diese letzte Szene lief trotz Enge hinter der Bühne ganz nach Plan und erntete viele Lacher.
Ich finde es sehr spannend, wie aus diesen ganz unterschiedlichen, im ersten Augenblick gar nicht zusammenpassenden Ideen Schritt für Schritt eine runde Geschichte wird, die alle mittragen und mit Enthusiasmus ausgestalten und spielen. Das war schon im letzten Jahr bei unsere „Märchenrakete“ so und wird bestimmt im nächsten Schuljahr nicht anders. Vieles muss dann natürlich aus dem Bauch heraus entschieden und entwickelt werden – eine langfristige Vorbereitung ist schwer möglich, aber das ist ja gerade das Reizvolle!